Es folgt ein Artikel der Passauer Neue Presse - Bad Reichenhaller Tagblatt
Organisation schlägt zum Tag der Fische heute Alarm – "Schutz eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe"
22.08.2020 | Stand 21.08.2020, 21:26 Uhr
München. Der Großteil der in Bayern heimischen Flussfischarten ist gefährdet, ja sogar vom Aussterben bedroht. Die Gefährdungsgrade sind in der Regel höher als die von Pflanzen- und terrestrischen Tierarten. Darauf hat der Bayerische Landesfischereiverband (LFV) anlässlich dem "Tag des Fisches", der heute ist, hingewiesen. Ihre Bestände und ihre Lebensräume seien durch den Gewässerverbau und durch Einflüsse aus der Landwirtschaft beeinträchtigt. Die ohnehin schon schwer angeschlagenen Fischarten Äsche, Nase und Huchen würden durch klimawandelbedingt erhöhte Wassertemperaturen und den Fraßdruck anwachsender Populationen von Fischräubern zusätzlich stark geschädigt.
Um diesem Artenschwund entgegenzuwirken brauche es intakte Gewässer Ökosysteme. Vor allem Fischereivereine setzten sich aktiv und unter großen ehrenamtlichen und finanziellen Einsatz für die Verbesserung aquatischer Lebensräume und deren Bewohner ein. Die Fischart Nase sei ein Paradebeispiel dafür, wie der Mensch direkt Einfluss, negativ als auch positiv, auf die Bestandsituation nehmen kann. In der bayerischen Donau und all ihren Zuflüssen habe die Nase noch bis in die erste Hälfte des vorigen Jahrhunderts als Massenfisch gegolten. Berichte nicht enden wollender Laichzüge zu den flussaufwärts gelegenen Kieslaichplätzen seien aus zahlreichen Flüssen Bayerns überliefert.
Die Hauptursache für den Rückgang der Nasenpopulationen sei die Gewässerregulierung, speziell der massive Ausbau der Wasserkraft. "Heute ist die Nase als Leitfischart der Flüsse der Äschen- und Barbenregion sehr selten und lokal sogar verschwunden. So kämpft der LFV Bayern nicht erst seit dem Thema Donauausbau um den dringenden Erhalt naturnaher Strecken und fordert keinen weiteren Ausbau der Wasserkraft", heißt es in der Pressemitteilung des Verbandes.
"Doch Populationen können sich auch erholen. Dies zeigen Erfolge auch aus eigenen Untersuchungen des LFV Bayern, in denen ein Rückbau von Wehren stattgefunden hat", sagt LFV-Präsident Prof. Dr.-Ing. Albert Göttle. Auch die hauseigenen Auswertungen des Referats Fischerei, Arten- und Gewässerschutz an sogenannten Fischwanderhilfen belegten, dass diese, ihre Funktionstüchtigkeit vorausgesetzt, sehr gut nicht nur von Nasen angenommen werden. Viele im LFV Bayern organisierte Fischereivereine würden zudem staatlich geförderte Artenhilfsprogramme zur Wiederansiedlung bzw. Bestandsstützung nutzen.
Diese mehrjährigen Förderprogramme seien an lebensraumverbessernde Maßnahmen gekoppelt. Für die Nasen schafften die Fischer hier Strukturen wie Flachwasserbereiche, Totholz und brächten an geeigneten Stellen frischen Kies zur Eiablage ein. So erreichten den LFV Bayern dieses Jahr zur Abwechslung auch einige positive Berichte, dass Nasen und andere Fischarten die neu geschaffenen Laichplätze sofort annahmen. In einem Fall musste coronabedingt die Modellierung des Kieslaichplatzes unterbleiben. Den Nasen war das egal und so fanden sich nur drei Tage nach Kieseinbringung rund 30 Nasen zum Laichgeschäft ein. "Es braucht also oft nicht viel. In diesem Fall reichten ein paar Steine!", so der LFV.
Mehr als 139000 Mitglieder in Bayern
Der Landesfischereiverband Bayern e.V. ist die größte Dachorganisation der bayerischen Angel- und Berufsfischer. Seine Mitglieder organisieren sich in sieben Bezirksverbänden mit über 900 Fischereivereinen und mehr als 139000 Mitgliedern. Als nach Bundesnaturschutzgesetz anerkannter Naturschutzverband verbindet der LFV Bayern den Einsatz für die Ökologie bayerischer Gewässer mit der Förderung der Fischerei.
— obb
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