top of page

Klage gegen Wasserkraftwerk eingereicht

Bund Naturschutz und Landesfischereiverband wenden sich an Verwaltungsgericht

München/Bad Reichenhall. Der Landesfischereiverband Bayern und der Bund Naturschutz in Bayern klagen unterstützt vom Landesbund für Vogelschutz gegen eine geplante Wasserkraftanlage an der Saalach in Bad Reichenhall, teilen sie in einer Presseaussendung mit. Anfang Oktober habe das Landratsamt Berchtesgadener Land der Firma Pro Naturstrom GmbH die Bewilligung zum Bau erteilt. Am 6. November haben die Verbände nach eigener Angabe die Klage beim Verwaltungsgericht München eingereicht. Nach ihrer Ansicht verstößt das Projekt sowohl gegen die Wasserrahmenrichtlinie als auch das Wasserhaushaltsgesetz.

"Die Energiewende gelingt nicht dadurch, dass zu Lasten des Artenschutzes und der Fließgewässer immer neue Kleinwasserkraftwerke genehmigt und errichtet werden, solange es noch immer große Dachflächen gibt, die für Photovoltaikanalgen genutzt werden können", kommentiert Richard Mergner, Landesvorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern, das geplante Vorhaben. "Restwassermengen sind dafür gedacht, den Fischen wenigstens einen ausreichenden Lebensraum zu geben", sagt Prof. Dr.-Ing. Albert Göttle, Präsident des Landesfischereiverbands. "In eine solche Restwasserstrecke nun nochmals eine Wasserkraftanlage zu setzen, führt diesen Schutzgedanken ad absurdum."


Das geplante Schachtkraftwerk soll in das alte, rund 200 Meter breite, vierstufige denkmalgeschützte Luitpoldwehr hineingesetzt werden und in einer Restwasserstrecke, dem alten Flussbett der Saalach, betrieben werden, erläutern die Kläger. Schon 2014 und 2015 hatten die Umweltverbände in ihren Stellungnahmen auf die "hohe Eingriffsintensität" bei aus ihrer Sicht "vergleichsweise marginaler klimaneutraler Stromerzeugung" hingewiesen. "Im Restwasser vom Restwasser noch einmal Restwasser durch eine weitere Wasserkraftanlage zu generieren, ist nicht nachhaltig", schreiben sie in ihrer Presseaussendung.

Für das Hauptwasserkraftwerk Bad Reichenhall-Kibling wird Wasser vom Saalachsee nach Kirchberg geführt und von dort über einen Kraftwerkskanal kurz hinter der Kretabrücke wieder in die Saalach eingeleitet. An der Talsperre Kibling wurde zudem ein Restwasserkaftwerk mit einer maximalen Wassermenge von sechs Kubikmeter pro Sekunde (m³/s) installiert. In dieser Restwasserstrecke soll nun ein weiteres Restwasserkraftwerk als Schachtkraftwerk errichtet werden. Festgelegt ist, dass an der Kiblinger Sperre jahreszeitlich gestaffelt 3,0 bis 4,0 m³/s Restwassermenge in das Mutterbett der Saalach und über das Luitpoldwehr geleitet werden müssen. Nach Wasserrahmenrichtlinie befinde sich die Saalach unterhalb des Saalachstausees in einem "mäßig ökologischen Zustand", so die Verbände. Um den notwendig guten ökologischen Zustand zu erreichen, müsse eine Durchgängigkeit für Fische, darunter auch europäisch geschützte Arten wie Äsche und Huchen, als wichtigste Maßnahme umgesetzt werden. "Diese wird allerdings nicht durch den Einbau dieser bislang nirgendwo hinreichend erprobten Wasserkrafttechnik sichergestellt", äußert sich Rita Poser, Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz im Berchtesgadener Land.

Sorgen um die FischeDa die Fische immer der Hauptströmung folgen, werden die meisten im Turbinenraum landen, so die Befürchtung. Die Abstiegsalternative über die Rechenfläche sei nicht minder gefährlich, da das Unterwasserpolster von 1,5 Metern für größere Fische zu gering ist. Durch den Aufschlag insbesondere größerer und somit schwererer Fische sei ein hohes Verletzungsrisiko gegeben, wie etwa Wirbelbrüche, Rupturen oder innere Blutungen. Darüber hinaus solle eine "bislang ebenfalls nicht erprobte direkt neben dem Kraftwerksschacht anzubringende sogenannte Deelder-Schleuse als Fischaufstiegsanlage dienen, für die es in den einschlägigen Regelwerken keinen Stand der Technik gibt", kritisieren die Kläger.

Ein weiteres Problem sehen sie in der großen Geschiebemengen. Jährlich werden bis zu 60000 Kubikmeter Geschiebe aus dem Saalachsee per Lastwagen direkt vor die Staumauer transportiert. Das verhindere die weitere Verlandung des Sees und sei zwingend notwendig, um eine weitere Verschärfung durch fehlendes Geschiebe flussabwärts an Saalach und Salzach zu verhindern. Vor allem durch die Erosion von Feinsedimenten werde das hochdrehende Turbinenlaufrad beeinträchtigt, so dass sich die Jahresleistung schon nach relativ kurzer Betriebsdauer auf weniger als eine Gigawattstunde (GWh) pro Jahr reduzieren werde, rechnen die Kraftwerksgegner und zweifeln an die vom Betreiber genannte jährliche Stromerzeugung von etwa zwei GWh.

Quelle: Bad Reichenhaller Tagblatt

Comments


bottom of page